JUNO TALKS mit Felix May
Felix startete bei uns als FH-Absolvent und ging als Senior, der am Ende alles konnte. Im Talk spricht er über seine Reise – wie sich unterwegs sein Designverständnis verändert hat. Über die Rolle von Technologie im Branding und die zukünftige Rolle von Agenturen.
Felix May ist Director Digital Consulting bei der Marken- und Designagentur Peter Schmidt. Von 2011 bis 2019 war er bei JUNO.
In welcher Phase deines Lebens warst du bei uns?
Ich hatte gerade an der Fachhochschule Hannover Grafikdesign studiert und wollte nach Hamburg. Nicht unbedingt in die Werbung, eher mit Design-Fokus. Ich habe nach einer Aufgabe mit nachhaltiger Wirkung gesucht. Euer strategisch gestaltender Anspruch hat mir gefallen. So bin ich 2011 Praktikant bei euch geworden und nach acht Jahren als supererfahrener Senior weitergezogen.
Was war dir damals wichtig?
Die Verbindung von Strategie und Marke, der komplette Prozess in einem kleinen Team – das war genau mein Ding. Ich wollte verstehen, wie ein Projekt von Anfang bis Ende funktioniert. Ich habe es geliebt zu experimentieren, Zeit zu nutzen, um Konzepte zu hinterfragen oder Technologien wie AR, die noch in den Kinderschuhen steckten, auszuprobieren. Ich erinnere mich noch gut an Sessions auf der Fensterbank, bei denen wir ausgiebig Projekte durchdiskutiert haben.
Du warst von Anfang an sehr reflektiert und wolltest Dinge genau verstehen. Im Design war dir zu Beginn das Thema Grid immer wichtig.
Ich war anfangs sehr formal unterwegs – alles musste logisch begründbar sein. Ich habe dann gelernt: Kund*innen sehen häufig etwas ganz anderes in Entwürfen als ich. Da hilft die reine Logik nicht weiter. Mir hat es viel gebracht, die unterschiedlichen Perspektiven von drei Geschäftsführern in unterschiedlichen Rollen bei JUNO zu erleben. Der eine argumentiert aus der Marke, der andere aus dem Design und der dritte aus der kreativen Idee heraus. In einem kleinen Team, in dem man viel Verantwortung bekommt und bei Kund*innen präsentiert, lernt man so für jede Herausforderung eine Lösung zu finden.
Wie denkst du heute über Design?
Früher wollte ich pures, ästhetisches High-End-Design. Heute sehe ich Design viel freier. Gutes Design ist für mich zeitlos. Es entsteht aus dem Projekt heraus, nicht aus Moden. Gleichzeitig verändert sich viel – mehr Animation, mehr Lautstärke im täglichen Medienrauschen – und ja, AI ist auch ein spannender Treiber. Ich sehe da beide Welten: angewandt und experimentell.
Du argumentierst aber nach wie vor aus der Marke in deinen Projekten?
Ja. Allerdings sind Marken heute in vielen Touchpoints unterwegs. Sie brauchen mehr Flexibilität denn je – die Marke muss sich unterschiedlich laut äußern können, ohne ihre Identität zu verlieren. Manchmal muss man aber auch bewusst Pfade verlassen, um die Marke nach vorne zu bringen.
Was bedeutet das?
Ich denke heute als Digital Consultant eher in technologischen Konzepten, entwickle AI-Produkte und bringe Marken in skalierbare Setups. Zum Beispiel in Form generativer Bildsprachen, mit denen Kund*innen selbst arbeiten können. Und das für unterschiedliche Kanäle oder Kampagnenziele. Gleichzeitig beschäftigen wir uns aber auch mit den Markenerlebnissen von morgen: Was passiert in immersiven Welten? Wie verhalten sich Avatare einer Marke?
Was verändert sich dadurch?
Mit AI kannst du Dinge heute viel präziser gestalten – etwa Lichtstimmungen in der Bildsprache definieren. Kund*innen können beispielsweise bestimmen: »Unsere Marke sieht immer aus wie 10 Uhr morgens.« Das ist neu: Du kannst Atmosphäre definieren und automatisieren. Wir versuchen, das Markenerlebnis überall abzubilden – nicht nur an einem Touchpoint, sondern von Social Media bis Bewegtbild, von 3D bis Website – in dieser Qualität war das vor drei Jahren nicht möglich. Meine Aufgabe ist es, genau solche Setups bei unseren Kund*innen zu installieren, die dann auch wirklich funktionieren.
Hat sich deine Arbeitsweise dadurch geändert?
Ja, wir arbeiten heute viel iterativer. Wir bauen Prototypen, testen schnell. Ich will keine zehn Tage für ein Konzept – sondern lieber morgen etwas sehen, das wir bewerten und weiterentwickeln können.
Was treibt dein Team an?
Die Arbeit für große internationale Marken und die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren. Sie wollen gestalten, nicht nur umsetzen. Wir geben ihnen Raum, aber auch Verantwortung.
Wie geht es weiter mit unserer Branche?
Die Zukunft liegt in markenkonformen Ökosystemen, die grenzenlos sind. Dafür benötigt es Tools, die zentral nutzbar sind – von Bild bis Text, von Template bis Video. Markenagenturen definieren Marken, werden aber immer weniger manuell umsetzen können. Unternehmen aus der Techbranche wie Adobe und Meta werden Geschäftsmodelle der Agenturwelt übernehmen, besonders wenn es um den Rollout geht. Agenturen müssen sich da clever positionieren und echte Top-Arbeit leisten, um auch in Zukunft relevant zu bleiben.
Es wird also weiterhin kleinere Brand-Agenturen geben?
Ja – wenn ich euch sehe, mache ich mir da keine Sorgen! Die großen Player werden sich nicht um Kleinteiligkeit und jede Nische kümmern können oder wollen. Die Marke als Haltung, als Erlebnis – das braucht Menschen. Dafür wird es Agenturen geben.