Interview – Bubu Ogisi
Zwischen Mode und Kunst. Ein Gespräch mit Bubu Ogisi, Designerin und Gründerin der Brand IAMISIGO.
Was war dein Startpunkt für deine Brand IAMISIGO?
Ich war schon immer von Kleidung besessen und bin fasziniert davon, verschiedene Traditionen und Webtechniken aus afrikanischen Ländern zu entdecken. Im Jahr 2006 ging ich von Nigeria nach Ghana, um dort zu studieren. Ursprünglich wollte ich Architektin werden. Aber dann habe ich mich wirklich für die einheimischen Stoffe interessiert und gelernt, wie man mit ihnen kommuniziert. Die Marke IAMISIGO selbst wurde 2009 gegründet.
Was bedeutet IAMISIGO?
Ich habe den Namen meines Labels kreiert, indem ich meinen Nachnamen umgedreht und 'I am' hinzugefügt habe. Mein Nachname bedeutet mir sehr viel, aber wenn ich ihn umkehre, bekommt er eine gewisse geheimnisvolle Identität, die sehr persönlich ist.
Worum geht es bei deiner Brand?
Sie ist unerschrocken. Einfach. Äußerst individuell. Unabhängig und unkontrolliert. Mit meiner Marke möchte ich mit Menschen kommunizieren. Geschichten erzählen. Über Dinge, die passiert sind, Dinge, die ich entdeckt habe und die ich in meine Kleidungsstücke einfließen lasse, um andere zu inspirieren. Außerdem möchte ich der Welt ein besseres Verständnis für meinen Kontinent vermitteln. Zum Beispiel über die Kultur und den Stil der Benin und der Dahomey-Amazonen, die ich während meines Studiums entdeckt habe. (Anm. d. Red.: Die Dahomey-Amazonen wurden in dem Film Cobra Verde des Filmemachers Werner Herzog dargestellt und die Leibwächterinnen im Film Black Panther sind teilweise von den Dahomey-Amazonen inspiriert).
Welchen Stellenwert hat Kunsthandwerk in deiner Mode?
Es ist interessant, mit Handwerker*innen zusammenzuarbeiten und von ihnen zu lernen, genauso wie sie von mir lernen. Das ist auch eine Art soziale Erfahrung, denn so überwinden wir das starre Klassensystem, das man in vielen afrikanischen Ländern noch findet.
Ich würde mich als Künstlerin bezeichnen. Nicht als afrikanische oder nigerianische Künstlerin. Nur als Künstlerin. Ich mag es undefiniert und überraschend.
Wovon sind deine Kollektionen inspiriert?
Ich reflektiere Themen, die mich umgeben und mir wichtig sind. Meine letzte Kollektion handelt zum Beispiel von Spiritualität. Ich benutze sie, um Fragen über Religion zu stellen, darüber, was war, bevor wir kolonialisiert und gezwungen wurden, in die Kirche zu gehen oder gezwungen wurden, an eine bestimmte Vision zu glauben. Bisher habe ich etwa zehn Kollektionen gelauncht. Einer handelt von Ghana. Ein andere heißt Basic. Eine Kollektion handelt von weißem Rauschen, inspiriert von einer Kindheitserinnerung, die vor dem Fernseher sitzt und auf das nationale Fernsehprogramm wartet.
Eine heißt Taboo, inspiriert vom Nomadenstamm der Wodaabe. Eine weitere Kollektion handelt von Androgynität, inspiriert vom Film Calamity Jane. Ich habe viele Westernfilme gesehen und gerade diesen immer wieder. Sie versuchen, sie zu einer Frau zu machen. Aber sie fühlt sich wohl damit, wild zu sein. Ich dachte immer, so bin nur ich! Frauen sollten sich damit wohl fühlen, wer sie sein wollen. IAMISIGO kleidet die Frau, die im Herzen einfach ist, sich aber nach mehr sehnt.
Wie wurde deine Marke bekannt?
Ich habe ein cooles kleines Team, das mich unterstützt. Nach wie vor konzentriert sich viel Kommunikation auf meine Person und wir nutzen soziale Medien, insbesondere Instagram, da es bei Mode so sehr um das Visuelle geht. Wir machen außerdem sehr unterschiedliche Installationen an besonderen Orten. Wir haben zum Beispiel einmal Räume in Lagerhallen komplett mit Alufolie verkleidet, weil ich von diesem Material besessen bin. Aber alles, was ich mit meiner Marke mache, muss irgendwie mühelos sein. Wenn ich alles mit Absicht machen würde, würde ich das Gefühl für meine Marke verlieren. Glücklicherweise passieren viele Dinge einfach und führen in die richtige Richtung.
Ist IAMISIGO eher ein Fashionlabel oder eine Kunstmarke?
Ich würde mich als Künstlerin bezeichnen. Nicht als afrikanische oder nigerianische Künstlerin. Nur als Künstlerin. Ich mag es undefiniert und überraschend.
Was ist der nächste Schritt?
Eine außergewöhnliche Verbindung von Kleidung mit ostafrikanischen Webtechniken.
Instagram: @iamisigo