JUNO TALKS mit Katharina Kreutzer
Katharina Kreutzer hat mit MUVN eine Plattform gebaut, die urbane Mobilität und smarte Logistik neu denkt – persönlich, kollaborativ und mit klarer Haltung. Ein Gespräch über Design als Vertrauensanker, Sichtbarkeit als Verantwortung und warum Gründen kein Trend, sondern ein Marathon ist.
Katharina, wann war dir klar: Du baust hier nicht nur ein Produkt, sondern eine Marke mit Haltung?
Das wurde mir klar, als immer mehr Menschen mit ihren persönlichen Transportproblemen auf uns zukamen – quer durch alle Altersgruppen und Schichten. Das Thema hat Menschen bewegt. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Und wir haben gemerkt: Wir bauen hier nicht ein digitales Tool. Wir schaffen eine Marke, die gesellschaftlich relevant ist.
Was war für dich der erste spürbare Ausdruck eurer Marke?
Ganz klar: der Name. »MUVN« ist kurz, prägnant, modern und steht sinnbildlich für unser Ziel, Dinge in Bewegung zu setzen. Der Name hat uns sofort eine Richtung vorgegeben, auch gestalterisch. Gleichzeitig haben wir früh gemerkt, wie wichtig Sprache für die Marke ist. Sie ist direkt und zugänglich. Ohne leere Buzzwords.
Wie entwickelt ihr bei MUVN eure Marke im Team?
Wir arbeiten partizipativ. Unsere Mitarbeitenden sind nicht nur Fachleute, sondern auch Nutzer*innen. Sie kennen Herausforderungen aus dem Alltag. Das schafft Nähe. Es gibt viel Freiraum, Ideen einzubringen, Dinge zu hinterfragen und weiterzudenken. Unsere Marke wächst mit uns. Und das funktioniert nur, wenn alle mitbauen dürfen.
Wie habt ihr in der Anfangsphase Entscheidungen getroffen – aus dem Bauch oder strategisch?
Es war eine Mischung. Wir haben uns an Daten orientiert, aber nie das Bauchgefühl ignoriert. Manche Entscheidungen lassen sich nicht durch Zahlen absichern. Da braucht es Intuition, Mut und manchmal auch Idealismus.
Welche Rolle spielt Design für euch – insbesondere im Hinblick auf Vertrauen in eine Plattform wie MUVN?
Design ist für uns kein Feinschliff, sondern strategisches Werkzeug. In einer Branche wie der Logistik, die oft als unnahbar oder technisch gilt, wollten wir visuell etwas Neues schaffen – mit Nähe zur Popkultur, mit Farbe und Klarheit. Aber auch mit einem Auftritt, der Vertrauen ausstrahlt. Wir transportieren persönliche Dinge. Deshalb setzen wir gezielt auf Mechanismen wie Verifizierung, Versicherung und starke Partnerschaften – aber eben auch auf ein Design, mit dem man Verlässlichkeit assoziiert.
Arbeitet ihr dabei mit externen Kreativen – und wenn ja, wie?
Unser Designer ist von Tag 1 an dabei – nicht als Dienstleister, sondern als Mitgestalter. Diese enge Zusammenarbeit war ein Glücksfall. Auch bei Texten oder Markenarbeit setzen wir auf Sparring statt Briefing. Das macht einen Unterschied.
Du bist inzwischen ziemlich sichtbar – auf LinkedIn, oder durch Forbes. War das von Anfang an geplant?
Überhaupt nicht. Ich habe Personal Branding eher stiefmütterlich behandelt. Ich dachte: Lass erst mal das Produkt für sich sprechen. Doch schon nach ein paar Monaten waren es über 8.000 Follower auf LinkedIn – einfach, weil ich ehrlich geteilt habe, was uns beschäftigt. Das Forbes-Label hat dann nochmal einen Push gegeben, klar. Aber es begann schon zuvor.
Wie gehst du mit dieser Sichtbarkeit um?
Ich sehe sie als Bühne, Werkzeug – und manchmal auch Bürde. Seit der Gründung von MUVN ist sie ein zentraler Teil der Markenstrategie. Um Sichtbarkeit als Werkzeug zu nutzen, haben wir uns bewusst für »Build in Public« entschieden. Das schafft Nähe und Vertrauen, speziell bei einer noch jungen Marke. Aber es bedeutet auch: Man zeigt sich mit allem. Dazu gehören auch Zweifel und Fehler.
Was würdest du Frauen mitgeben, die gründen wollen, aber Respekt vor der Sichtbarkeit haben?
Früher hätte ich gesagt: »Einfach machen!« Heute weiß ich: Gründen ist kein Trend, es ist Verantwortung, Risiko und ein Marathon. Es braucht eine gewisse Resilienz. Wer sich zeigt, macht sich angreifbar. Aber es lohnt sich – wenn man wirklich dafür brennt.